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Die faszinierende Verbindung zwischen neuronaler Plastizität, Sport und Bewegung.

  • 21. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Dein Gehirn im Training: Wie Sport deine Denkfähigkeit formt.



Stell dir vor, dein Gehirn ist nicht fest verdrahtet wie eine Computerplatine, sondern eher wie ein formbarer Muskel, der sich ständig an neue Erfahrungen anpasst. Dieses erstaunliche Phänomen nennen wir neuronale Plastizität. Es beschreibt die Fähigkeit unseres Gehirns, seine Struktur und Funktion als Reaktion auf Lernen, neue Erfahrungen und sogar Verletzungen zu verändern. Und rate mal, was ein wahrer Booster für diese Anpassungsfähigkeit ist? Genau: Sport und Bewegung!

Lange Zeit galt das erwachsene Gehirn als weitgehend statisch. Doch die moderne Neurowissenschaft hat dieses Dogma eindrücklich widerlegt. Wir wissen heute, dass unser Gehirn ein Leben lang in Bewegung bleibt und sich kontinuierlich neu organisiert. Diese Flexibilität ermöglicht es uns, neue Fähigkeiten zu erlernen, uns an veränderte Umstände anzupassen und uns von Schäden zu erholen.

Wie Sport das Gehirn auf Trab hält

Bewegung ist nicht nur gut für unseren Körper, sondern auch ein wahrer Jungbrunnen für unser Gehirn. Zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die neuronale Plastizität:

* Förderung der Neurogenese: Lange Zeit dachte man, dass wir mit einem festen Satz an Neuronen geboren werden. Mittlerweile wissen wir, dass in bestimmten Hirnregionen, insbesondere im Hippocampus, dem Zentrum für Lernen und Gedächtnis, auch im Erwachsenenalter neue Nervenzellen gebildet werden (Neurogenese). Studien an Nagetieren und auch am Menschen haben gezeigt, dass körperliche Aktivität die Neurogenese im Hippocampus signifikant ankurbeln kann (Van Praag et al., 1999). Mehr neue Neuronen bedeuten potenziell verbesserte Lern- und Gedächtnisfähigkeiten.

* Stärkung synaptischer Verbindungen: Lernen und Gedächtnis basieren auf der Kommunikation zwischen Nervenzellen über Synapsen. Sportliche Betätigung kann die Stärke dieser synaptischen Verbindungen erhöhen (synaptische Plastizität). Das bedeutet, dass die Kommunikation zwischen den Nervenzellen effizienter wird, was das Lernen neuer Informationen erleichtert und das Gedächtnis verbessert (Cotman et al., 2007).

* Erhöhte Produktion von Wachstumsfaktoren: Während des Sports werden verschiedene neurotrophe Faktoren freigesetzt, darunter der Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF). BDNF wirkt wie ein Dünger für unser Gehirn: Er fördert das Wachstum und die Differenzierung von Neuronen, unterstützt das Überleben bestehender Nervenzellen und stärkt die synaptischen Verbindungen (Gómez-Pinilla & Hillman, 2013). Studien haben gezeigt, dass sowohl akute als auch regelmäßige körperliche Aktivität die BDNF-Spiegel im Gehirn erhöhen können.

* Verbesserte Durchblutung und Sauerstoffversorgung: Sport regt das Herz-Kreislauf-System an und verbessert die Durchblutung des gesamten Körpers – natürlich auch des Gehirns. Eine bessere Durchblutung bedeutet eine optimierte Versorgung der Nervenzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen, was ihre Funktion und Plastizität unterstützt.

Welche Art von Bewegung ist am besten?

Es scheint, als ob verschiedene Arten von Bewegung positive Auswirkungen auf das Gehirn haben. Aerobes Training, wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren, wird oft mit einer verbesserten kognitiven Funktion in Verbindung gebracht. Aber auch Krafttraining und koordinative Übungen, wie Tanzen oder Yoga, können die neuronale Plastizität positiv beeinflussen. Die wichtigste Botschaft ist: Jede Form von Bewegung ist besser als keine!


Die wissenschaftliche Basis:

Hier sind einige wegweisende Studien, die die Verbindung zwischen Sport und neuronaler Plastizität untermauern:

* Van Praag, H., Kempermann, G., & Gage, F. H. (1999). Running increases cell proliferation and neurogenesis in the adult mouse dentate gyrus. Nature Neuroscience, 2(3), 266–270. Diese bahnbrechende Studie zeigte erstmals, dass Lauftraining die Neurogenese im Hippocampus erwachsener Mäuse signifikant steigert.

* Cotman, C. W., Berchtold, N. C., & Christie, J. (2007). Exercise: a behavioral intervention to enhance brain health and plasticity. Trends in Neurosciences, 30(9), 464–472. Dieser Übersichtsartikel fasst die vielfältigen positiven Effekte von Bewegung auf die Gehirnfunktion und Plastizität zusammen.

* Gómez-Pinilla, F., & Hillman, C. (2013). The influence of exercise on cognitive abilities. Comprehensive Physiology, 3(1), 403–431. Dieser umfassende Review beleuchtet die Mechanismen, durch die Bewegung kognitive Funktionen verbessert, einschließlich der Förderung neuronaler Plastizität.


Fazit: Bewegung für ein flexibles und leistungsstarkes Gehirn


Die Erkenntnisse der Neurowissenschaft sind ermutigend: Wir haben die aktive Möglichkeit, die Formbarkeit unseres Gehirns positiv zu beeinflussen. Sport und Bewegung sind dabei mächtige Werkzeuge. Egal ob ein flotter Spaziergang, eine schweißtreibende Joggingrunde oder eine entspannende Yoga-Session – jede Form von körperlicher Aktivität ist ein Investment in unsere kognitive Gesundheit und unsere Fähigkeit, uns ein Leben lang weiterzuentwickeln. Also, schnür deine Laufschuhe oder roll deine Yogamatte aus – dein Gehirn wird es dir danken!


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